Das Fach Ethik stellt sich vor
Gemäß Hessischem Schulgesetz ist der Ethikunterricht für Schülerinnen und Schüler eingerichtet, die am konfessionell gebundenen Religionsunterricht nicht teilnehmen wollen oder können.
Ein zentrales Unterrichtsziel ist die Erziehung zur ethischen Urteilsbildung und zum ethisch reflektier-ten Handeln. Das Verständnis für Wertvorstellungen und ethische Grundsätze soll vermittelt, der Zugang zu ethischen, philosophischen und religionskundlichen Fragen eröffnet werden.
In der Reflexion über Moral verfolgt der Ethikunterricht das Ziel die Schülerinnen und Schüler zur Ur-teilsbildung in Fragen ihres privaten und öffentlichen Lebens zu befähigen sowie die Bereitschaft zu wecken und einzufordern, diese Urteile in der Auseinandersetzung mit anderen Auffassungen sachkundig und im Wissen um die Bedürfnisse und Interessen der anderen zu begründen. Der Ethikunterricht soll die Schülerinnen und Schüler zu einem verantwortungsbewussten Verhalten sich selbst wie auch anderen gegenüber motivieren und qualifizie-ren. Mit der Förderung ethischer Urteilsbildung und sozialer Kompetenz will er nicht zuletzt zur Persönlich-keitsbildung der Schülerinnen und Schüler beitragen.
Gegenstand des Ethikunterrichts sind die normativen Überzeugungen und Urteile der Schülerinnen und Schüler selbst und die Auseinandersetzung mit den philosophischen (und religiösen) Grundlagen menschlichen Selbst- und Weltverständnisses. Der Ethikunterricht führt in die Arbeitsweisen und die Methodik der praktischen Philosophie ein und zeigt die Möglichkeiten und Grenzen menschlichen Erkenntnis- und Urteilsvermögens auf. Zu diesen Arbeitsweisen gehören Begriffsanalysen ebenso wie Gedankenexperimente, aber auch das Philoso-phieren mit und über Bilder. Die Auseinandersetzung mit philosophischen Texten wird (zunehmend mit jeder höheren Jahrgangsstufe) immer mehr zur Regel.
Methodisch legen wir im Fach Ethik Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler lernen sorgfältig zu argumentieren. Dazu gehören die klare Trennung von Stellungnahme und Reproduktion, was es beispielswei-se erlaubt einen Gedankengang auch dann wiederzugeben, wenn man ihn selber gar nicht teilt (Fähigkeit zum Perspektivenwechsel).
Diskussionen sind Grundbestandteil des Ethikunterrichts. Neben frei gehaltenen Diskussionen werden diese mitunter jedoch auch stärker strukturiert durchgeführt. Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, dass einzelne Schülerinnen und Schüler die Rolle des Beobachters übernehmen und die Diskussion anschließend ausgewertet wird.
Verantwortliches Handeln in unserem Kulturkreis ist im Wesentlichen durch die christliche und huma-nistische Tradition, aber auch durch die klassische Philosophie sowie die Aufklärung geprägt. Daher ist die Ver-mittlung grundlegender christlicher theologischer Kenntnisse unverzichtbar. Da sich in zunehmendem Maße Menschen in unserer Gesellschaft an nichtchristlichen religiösen Sinndeutungen und Normensystemen orientie-ren oder auch auf religiöse Bezüge ganz verzichten, ist die Kenntnis anderer Weltreligionen, aber auch die Kenntnisnahme von Positionen der Religionskritik erforderlich und geschieht im Ethikunterricht auch ausführ-lich und in mehreren Jahrgangsstufen. Auch andere Themen werden mehrmals behandelt – in höheren Jahr-gangsstufen freilich auf höherem Abstraktionsniveau (Spiralcurriculum).
Wichtige gesellschaftliche Herausforderungen sind Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen einerseits, aber auch Industrialisierungs- und Modernisierungsprozesse mit ihren globalen Herausforderungen. Hier gilt es vor der Komplexität nicht zu kapitulieren, sondern auch dann an einer Ethik festzuhalten, wenn all-gemein verbindliche Antworten auf letzte Sinnfragen nicht mehr zu erwarten sind, sowie Fragen der Technikfol-genabschätzung schwierig geworden sind. Insbesondere droht der Begriff der Verantwortung unscharf zu werden, wenn in komplexen Handlungsabläufen einzelne folgenreiche Handlungen gar nicht mehr einem einzelnen Indi-viduum zuzuordnen sind. Solche Fragestellungen sind wichtige Topoi des Ethikunterrichts. Weitere Themen neben der bereits erwähnten Religionskunde sind:
• Freiheit und Würde des Menschen
• Gewissen und Identität
• Recht und Gerechtigkeit
• Wahrheit und Erkenntnis
• Liebe und Freundschaft
• Menschenbilder