Minderjährige Flüchtlinge im MTK - Vierter Projekttag der 9. Klassen der AES

 

Gemeinsame Veranstaltung der AES mit dem Jugendbildungswerk Schwalbach, der Brühlwiesenschule Hofheim, der Jugendhilfeeinrichtung Villa Anna und mit Unterstützung des Jugendamtes des MTK

 

Einen Pressebericht über die Veranstaltung, der in der Frankfurter Rundschau vom 04. März 2016 erschien, können Sie über diesen Link abrufen:

 

http://www.fr-online.de/main-taunus/schwalbach-zukunft-deutschland,1472862,33908428.html

 

 

 

Jochen Kilb, Herr Schaaf, Khesrau und Elidona

 

 

„Wir sind doch alle Menschen!“, betont  Elidona, 16jährige Schülerin der Brühlwiesenschule Hofheim (BWS) albanischer Herkunft, als der neben ihr sitzende Mitschüler Khesrau berichtet, er habe bislang  ganz viele nette Menschen in Deutschland kennen gelernt und eigentlich nur ein einziges Mal eine negative Reaktion erlebt. In der S-Bahn hätten zwei ältere Deutsche ihr Missfallen gegenüber dem jungen Fremden ganz deutlich zum Ausdruck gebracht. „Wir sind aber nicht alle gleich“, so Khesrau, „jeder Flüchtling ist verschieden und hat sein eigenes Schicksal.“

Dies, so betonte Moderator Jochen Kilb, Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften an der AES,  daraufhin, sei genau das, was die AES mit diesem Projekttag erwirken wolle: die als Zuschauer anwesenden 180 Neuntklässler dafür zu sensibilisieren, dass jeder der in Deutschland ankommenden minderjährigen Flüchtlinge sein eigenes Flüchtlingsschicksal habe, das für ihn oder sie so dramatisch war, dass das Heimatland verlassen wurde.

 

Die Begrüßung der Gäste hatte  AES-Schulleiterin Anke Horn übernommen. Neben den Podiumsgästen waren dies Frau Bürgermeisterin Augsburger, der Leiter des Jugendamtes des MTK, Herr Schobes, Frau Wiesinger vom Fachdienst unbegleitete minderjährige Flüchtlinge des MTK mit Mitarbeiterinnen, Frau Thabti-Megharia von der Flüchtlingshilfe Schwalbach, das Vorbereitungsteam Achim Lürtzener vom Jugendbildungswerk Schwalbach, Irene Krell, ehemalige AES-Kollegin, und Jochen Kilb.

 

Den Einstieg in den Tag machte ein 60minütiger Dokumentarfilm aus der Schweiz („Neuland“), der intensiv verdeutlichte, welche Schwierigkeiten minderjährige Flüchtlinge dort haben, wenn sie sich in das Schulsystem eingliedern, die fremde Kultur und schwierige Sprache annehmen müssen, um schließlich einen der begehrten Schulabschlüsse oder Ausbildungsplätze zu erlangen.

 

Nach dem Film bekamen die Neuntklässler der AES die Möglichkeit, an speziell errichteten „Rede-Inseln“ mit  Flüchtlingen der InteA-Klassen der BWS und auch einigen Schülern der beiden Intensivklassen der AES in einen ersten Austausch zu kommen.

 

 

In der folgenden Vorstellungsrunde der fünf  BWS-Schüler Elidona aus Albanien, Khesrau und Abdulkarim aus Afghanistan sowie  Yamama und Anwar aus Syrien (alle 16-17 Jahre) gaben zunächst deren Lehrer und Betreuer einige Informationen darüber, in welchem Umfeld die Jugendlichen im MTK lernen und leben.

 

Frau Matthias, Klassenlehrerin der fünf, stellte dar, dass die InteA-Klassen das Ziel haben, in zwei Jahren die deutsche Sprache zu vermitteln, sodass am Ende möglichst der Hauptschulabschluss geschafft werden kann.

Herr Schaaf von der Jugendhilfeeinrichtung „Villa Anna“ in Eppstein, die derzeit 35 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aufgenommen hat, erläuterte, wie die Jugendlichen dort zusammen wohnen und leben und wie ihr Tagesablauf aussieht.

Als die fünf Jugendlichen dann erzählten, auf welch zum Teil abenteuerlichen Wegen und unter welchen Gefahren sie nach Deutschland kamen, da wurde es ganz still im Großen Saal des Bürgerhauses.

 

 

Anwar, Yamama, Fr. Matthias und Abdulkarim.

 

So verschieden die Schilderungen doch waren, so war ihnen doch eines gemeinsam: Alle fünf betonten, dass der größte Unterschied zu ihrem vorherigen Leben in der alten Heimat sei, dass sie nunmehr in Freiheit und vor allem in Sicherheit leben könnten.

Und wie im Film, so hatten auch sie alle ihre individuellen Wünsche und Träume: Anwar will Arzt werden, Yamama möchte als Zahnärztin ihr Geld verdienen, Abdulkarim träumt von einem Leben als KFZ-Mechaniker, Khesrau kann sich gut vorstellen, Anwalt zu werden, und auch Elidona wünscht sich einen Beruf, in dem sie Menschen helfen kann, vornehmlich Anwältin oder, wenn das nicht klappe, Sozialarbeiterin.

 

Die letzten 45 Minuten des Projekttages waren den Fragen der im Publikum sitzenden Neuntklässler vorbehalten. Diese erstreckten sich vom Umgang in einer Einrichtung miteinander („Haben die Jugendlichen in der Villa Anna viele Konflikte?“), über den Bezug zu den zurück gebliebenen Familien, über die Hauptgründe für die jeweilige Flucht bis hin zu der Frage, wie denn die Flüchtlinge darüber dächten, dass etwa auf Pegida-Demonstrationen flüchtlingsfeindliche Äußerungen zu hören seien.

 

 

 

Am Ende des Schulvormittags gingen alle Beteiligten mit vielen neuen und intensiven Eindrücken nach Hause und waren sich einig, dass diese Veranstaltung auch im nächsten Jahr wieder ermöglicht werden sollte.

 

Jochen Kilb

 

Fotos: A. Lürtzener

 

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