Podiumsdiskussion zum Trialog der Religionen  im Rahmen der Interkulturellen Wochen Schwalbach

Koscheres Essen als „Fitnessstudio der eigenen Seele“

 

„Die 613 Ge- und Verbote in meiner Religion, insbesondere die jüdischen Speisevorschriften, sehe ich als Fitnessstudio für meine Seele.“ So antwortete Petra Kunik, Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt (CJZ) auf die Frage eines Schülers, wie sich die Speisevorschriften im Judentum mit ihrem Alltagsleben in Einklang bringen ließen. „Unter anderem durch diese Gebote weiß ich, wer ich bin und wo ich herkomme.“

Insgesamt 120 Schüler/innen der Eingangsstufe (ehemals 11. Jahrgang) der AES Schwalbach lauschten still und teilweise gebannt den Ausführungen der drei Diskutierenden zum Thema "Religionen begegnen sich - das abrahamische Gespräch“.

Zum zweiten Mal nach 2010 fand das Gespräch im Bürgerhaus Schwalbach statt, das gleichzeitig Auftaktveranstaltung der diesjährigen Schwalbacher „Interkulturellen Wochen“ war.

 

Es diskutierten (v.l.n.r.): Petra Kunik, Andreas Heidrich, Jochen Kilb (Moderation) und Naime Cakir.

 

Die jugendlichen Zuschauer scheuten sich nach anfänglicher Zurückhaltung auch nicht vor sehr persönlichen oder heiklen Fragen. „Wie verhält es sich mit dem Ehrbegriff im Islam?“, wollte z. B. ein Schüler von Naime Cakir erfahren. Die türkischstämmige Sozialwissenschaftlerin und Religionswissenschaftlerin antwortete unzweideutig: „Es gibt im Islam keinen Ehrenmord. Dabei handelt es sich um archaische, in bestimmten Kulturen geprägte Elemente, durch die die Religion pervertiert wird.“ Zur Frage der Rolle der Speisevorschriften antwortete sie eine Woche nach Ende des Ramadanfestes so: „Regeln gehören für uns Moslems klar zu unserem Glauben, sie bestimmen aber nicht unser Leben.“

Den christlichen Standpunkt in der von Religionslehrer Jochen Kilb moderierten Veranstaltung vertrat Andreas Heidrich, Pfarrer in Bad Soden.

Während der Diskussion wurde deutlich, dass es neben den vielen einigenden Elementen durchaus auch Glaubengrundlagen gibt, die die Religionen signifikant voneinander unterscheiden und die zum Teil sogar innerhalb der jeweiligen Religion unterschiedlich interpretiert werden, also etwa die Frage der christlichen Trinitätslehre oder des Selbstverständnisses Jesu Christi als Messias.

Überhaupt war auffällig, dass sich die Diskussion im Vergleich zum letzten Jahr schon durch die Fragerichtung der Schüler/innen weg von eher lebenspraktischen Fragen in Richtung theologisch-dogmatischer Fragestellungen verschob. Das  Bedürfnis gerade junger Menschen, diese Glaubensgrundlagen der eigenen Religion stärker als früher kennen zu lernen und gegenüber den Andersglaubenden im Dialog zu vertreten, konnte Andreas Heidrich an seiner Gemeindearbeit festmachen, und er führte dies u. a. auf die Anschläge vom 11. September 2001 zurück, in deren Folge bei vielen Menschen eine Rückbesinnung auf eigene religiöse Werte festzustellen gewesen sei.

Am Ende der Diskussion sollten die drei Diskutierenden auf Wunsch der Schüler noch einmal ihre persönlichen Gottesvorstellungen in aller Kürze darstellen. Am prägnantesten gelang dies wohl Petra Kunik: „Gott ist. Punkt!“

 

Die Zuschauerränge im Kleinen Saal des Bürgerhauses Schwalbach waren gut besetzt, und die Schüler/innen der Eingangsstufe lauschten den Aussagen der Podiumsteilnehmer/innen.

 

Jochen Kilb

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit AES

 

 

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