Alexa Hofmann (Stufe 13) berichtet im "Höchster Kreisblatt" über ihre Erfahrungen mit den jugendlichen Schauspielern aus dem Westjordanland -

S. B. schreibt über den Projekttag zum Palästina-Konflikt in der "Schwalbacher Zeitung"

 

Vom Di., 04.10. bis zum Do., 06.10. war das "Freedom-Theatre" aus Jenin im Westjordanland zu Gast bei Schülerinnen und Schülern der beiden Grundkurse Darstellendes Spiel der Stufe 13.

Ein Bericht über den Aufenthalt der jungen Schauspieler, den Theater-Workshop sowie den Projekttag für die Stufe 13 erschien am 10.10.2011 im "Höchster Kreisblatt". Auf Seite 2 des Internetlinks findet sich der Erlebnisbericht von Alexa Hofmann.

Der gesamte Bericht kann über folgenden Link abgerufen werden:

http://www.fnp.de/hk/region/lokales/main-taunus/freundschaften-mit-theaterkollegen-aus-pal-stina_rmn01.c.9272729.de_1.html

 

 

S. B., ebenfalls Schülerin der Stufe 13, schrieb ebenso einen Bericht über den Projekttag aus ihrer Sicht. Ihr unten stehender Artikel erschien, in leicht abgewandelter Form, in der "Schwalbacher Zeitung" vom 12.10.2011:

 

 

Ein etwas anderer Unterricht. Das „Freedom Theatre“ zu Gast in Schwalbach.

 

In der Stufe 13 der Albert Einstein Schule wird das Thema Nah-Ost Konflikt sowohl im Politik- , als auch im Geschichtsunterricht intensiv behandelt. Jedoch kann wahrscheinlich auch der beste Unterricht nicht zu den Ergebnissen führen, die eine persönliche Begegnung mit den betroffenen Menschen mit sich bringt. Das „Freedom Theatre“ besteht aus sieben jungen Schauspielern aus Palästina, welche sich zur Zeit im Rahmen der Kinderkulturkarawane auf Deutschland Tournee befinden und sich mit dem Schwalbacher Jugendbildungswerk zu einem Projekt mit der Albert-Einstein Schule bereit erklärten.

Für die Schüler der „Darstellendes Spiel“-Kurse beginnt das Projekt bereits am Mittwoch. Drei Stunden lang haben sie die Möglichkeit, von den Schauspielkünsten der anderen etwas zu erlernen. Aufgeteilt in zwei Gruppen werden Aufwärmübungen, Improvisationstheater und Teamübungen trainiert. Geredet wird auf Englisch. Die palästinensischen Schauspieler hinterlassen bereits nach diesen wenigen Stunden einen sympathischen Eindruck auf die Schwalbacher.

 

Weiter geht es für alle Schüler der Stufe 13 am Donnerstag. Der Projekttag zum Thema Nahost -onflikt wird um acht Uhr morgens mit einem Vortrag von Gert Krell eingeleitet, welcher die Kernpunkte der aktuellen Problematik darstellt.

Desweiteren wird der Film „Das Herz von Jenin“ gezeigt. Jenin ist ein Flüchtlingslager in Palästina, in welcher auch das „Freedom Theatre“ seinen Sitz hat. Die Dokumentation zeigt einen palästinensischen Vater, dessen 11-jähriger Sohn von israelischen Soldaten erschossen wurde. Der Vater entschied sich, die Organe seines Sohnes an bedürftige Kinder zu spenden, darunter auch ein Jude. Für ihn macht es keinen Unterschied, woher das Kind kommt oder welche Religion es hat. Es ist schließlich ein Mensch. Diese Geschichte geschah tatsächlich und der Vater wurde sogar mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.

Durch den Film werden einige Zuschauer bereits berührt, die Emotionen werden jedoch durch das folgende Theaterstück des „Freedom Theatre“ verstärkt.

Obwohl in der Inszenierung des Stückes „Sho kman?“, auf deutsch: „Was noch?“ weder deutsche noch englische Worte verwendet werden, gibt es im Publikum keine Probleme den Auftritt zu verstehen. In ihrem 45-minütigen Körpertheater drücken die jungen Schauspieler aus, was sie fühlen. Verschiedene Situationen über das Leben in Palästina werden dargestellt, die jeder für sich ein wenig anders interpretiert. Die Themen Unterdrückung und Widerstand sind jedoch für alle Zuschauer deutlich. Für die jungen Männer ist Theater ein gewaltloser Widerstand und ihre Art, mit der Unterdrückung umzugehen. In diesem Sinne für ihre Freiheiten zu kämpfen, ist allerdings nicht gerade ungefährlich. Auf das „Freedom Theatre“ hat es bereits zwei Brandanschläge gegeben.

 

Foto: Szene aus "Sho kman?", was so viel wie "Was noch?" bedeutet.

 

Im Anschluss an das Stück ist die Theatergruppe bereit, eine Diskussion mit den Schülern zu führen. Die Antworten der Theatergruppe spiegeln wieder, wie verletzt die jungen Leute durch die aktuelle Situation in ihrem Land sind und wie stark sie für ein besseres Leben kämpfen.

„Wenn euch jemand aus dem Haus werfen und in eine Ecke schicken würde, würdet ihr nicht auch für euer Recht kämpfen?“, fragt Nabil al-Raee.

Auf die Frage, warum sie nicht in Israel spielen würden, wenn sie könnten, antwortet die englische Regisseurin Zoe Lafferty. Sie bittet einen der Schauspieler sich auf den Boden zu legen, und tritt mit ihrem Fuß auf seinen Kopf. Sie erklärt, dass die stehende Person die Israelis darstellen würde, und der liegende Schauspieler die Palästinenser. Sie zeigt weiterhin, dass die Palästinenser erst so mit den Israelis umgehen könnten, wenn sie die Chance bekämen, aufzustehen und ihnen ebenbürtig entgegen zu blicken. „Wir würden nicht in Israel spielen. Erst müssen die Israelis uns zu Menschen werden lassen“, so Zoe Lafferty.

Auch der zweite Regisseur Nabil al-Raee stimmt ihr zu „Die meisten Menschen in Israel sind ignorant. Sie wollen die Wahrheit gar nicht sehen. Außerdem sind wir mit ihnen nicht gleichwertig, Israel muss den ersten Schritt machen.“

Die negative Haltung der Schauspieler gegenüber den Israelis ist nachzuvollziehen, wenn man ihre Situation kennt. Im April diesen Jahres wurde der Gründer des Freedom Theaters, Juliano Mer-Khamis erschossen. Niemand weiß, von wem. Damit sollte wohl die Arbeit des Freedom Theatres, in welchem es um weit mehr als nur Theater geht, beendet werden. Doch die Akteure geben nicht auf und spielen mit „Sho Kman?“ die erste Inszenierung nach Julianos Tod. Zwei der Schauspieler, welche zu Gast in Schwalbach waren, kannten den Gründer persönlich. „Die Menschen in Palästina haben keine Träume mehr, weil sie keine Zukunft haben. Juliano hat uns gezeigt, wie man träumt, im Freedom Theatre. Wir wollen Kämpfer sein, verrückt und mutig und euch die Wahrheit zeigen. Wir können unseren Kindern Hoffnung geben“ erklärt Faisal Abualhayjaa, Regieassistent der Schauspielgruppe. Hoffnung ist wohl wirklich das, was die Menschen dort brauchen. Als die Schauspieler, der jüngste von ihnen ist gerade 18 Jahre alt, von ihren Träumen erzählen, müssen doch viele im Saal erst einmal schlucken. „Wie einfach ist doch alles hier in Deutschland“, denken sich manche. „Mein Traum ist es, alles von Palästina zu sehen. Das es mir einfach erlaubt ist, überall hinzugehen“, erklärt einer der Jungen. „Ich will immer und überall in meinem Land Freiheit haben“, lautet ein anderer Traum. „Wir wollen nur die Hälfte der Freiheiten, die ihr hier in Deutschland habt. Das würde uns schon reichen. Wir wollen aber nicht einfach nach Deutschland ziehen, sondern diese Freiheiten bei uns haben in Jenin.“

In Schwalbach wurden die Schauspieler von einigen Schülern der Albert-Einstein Schule für wenige Tage aufgenommen. „Es ist ein Geschenk für uns zu sehen, wie die Leute in Deutschland und anderen Ländern uns verstehen. Es gibt uns die Kraft und das Selbstvertrauen, weiter zu kämpfen“, macht Nabil al-Raee deutlich.

 

Angesichts der Tatsache, dass alle Mitglieder des Theaters bereits dramatische Erfahrungen machen mussten, sind diese Reaktionen kein Wunder. Ihr Besuch hinterlässt in Schwalbach Spuren und Eindrücke, die man nicht einfach so wieder wegwischen kann. Für die Schüler der Albert-Einstein-Schule war es ein einmaliges Erlebnis, die Geschichte des Nahost-Konfliktes so persönlich zu hören. 

 

S. B., Stufe 13

 

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