Podiumsdiskussion der AES im Rahmen der Interkulturellen Wochen Schwalbach. „Ich darf das, das bewirkt mein jüdisches Gen", kokettiert Petra Kunik, interreligiöse Pädago-gin und jüdische Tochter von Überlebenden der Shoah ein wenig provokant mit einer der Thesen aus Thilo Sarrazins umstrittenem Buch.

 

Podiumsdiskussion der AES im Rahmen der Interkulturellen Wochen Schwalbach. „Ich darf das, das bewirkt mein jüdisches Gen", kokettiert Petra Kunik, interreligiöse Pädago-gin und jüdische Tochter von Überlebenden der Shoah ein wenig provokant mit einer der Thesen aus Thilo Sarrazins umstrittenem Buch.

 

Die Schülerinnen und Schüler der insgesamt sechs elften Klassen aus Religions- und Ethikkursen der Albert-Einstein-Schule Schwalbach hören ihren Ausführungen gebannt zu, können doch auch sie sich nicht der derzeit geführten öffentlichen Debatte entziehen. Im Lehrplan der Einführungsphase der Oberstufe steht in diesen Wochen „religiöses Leben in Deutschland" an, doch eine praktizierende Jüdin mit Frankfurter Dialekt haben die meisten der Schüler noch nicht erlebt.

 

 

Im Rahmen der Interkulturellen Wochen der Stadt Schwalbach und in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus Kreis e.V. (CJZ) fand im Bürgerhaus Schwalbach eine Gesprächsrunde mit Vertretern der drei großen Religionen statt. Unter dem Thema "Religionen begegnen sich - Abrahamisches Religionsgespräch" diskutierten Frau Petra Kunik, die türkischstämmige Sozialpädagogin und Religionswissenschaftlerin Naime Cakir und die evangelische Pfarrerin Gisela Egler-Köksal zum Thema "jüdisches, muslimisches und christliches Leben in Deutschland".

 

Unter der Moderation des Religionslehrers Jochen Kilb wurden dabei ganz verschiedene Bereiche religiösen Alltagslebens bis hin zu dogmatischen Grundsatzfragen angesprochen. „Welche Religion ist Ihrer Meinung nach die beste?", wollte z. B. ein Schüler wissen. Petra Kunik antwortete, für sie persönlich sei die jüdische Religion die richtige, denn diese sei Teil ihrer Identität und in ihr fühle sie sich wohl und geborgen. Wie Frau Egler und Frau Cakir, die beide in bikulturellen Ehen leben, diesen Spagat schafften, war eine weitere Frage, auf die die Pfarrerin, die mit einem türkischen Mann verheiratet ist, die Metapher des „Schatzes der doppelten Beheimatung" gebrauchte. Es gehe ihr darum, Identität weiterzugeben, aber auch offen mit der Verschiedenheit umzugehen. Doch auch kontroversere Themen wurden nicht ausgespart, so etwa beim Einwurf eines Schülers, er empfinde den Islam als nicht gerade frauenfreundlich. Frau Cakir entgegnete, der Koran sei zwar in seiner Grundkonzeption statisch und in einer patriarchalischen Gesellschaft geschrieben worden, dennoch müsse er immer wieder dynamisch neu gelesen werden, und dann erweise er sich in ihren Augen keinesfalls als frauenfeindlich.

 

In einem Punkt waren sich die drei Frauen am Ende einig: in der Ablehnung der Hauptthesen Thilo Sarrazins, dessen Aussagen das friedvolle Miteinander der Religionen und Volksgrup-pen zu vergiften drohten, indem er, so Frau Cakir, rassistisch argumentiere. Pfarrerin Egler-Köksal betonte, dass die angestoßene Diskussion um Versäumnisse der Politik in den ver-gangenen Jahren im Grundsatz ihrer Meinung nach nicht falsch sei; jedoch vermisse sie da-bei eindeutig die Wertschätzung des Gegenüber aus der „anderen" Kultur. Diese sei aber für ein gemeinsames friedvolles Miteinander von fundamentaler Bedeutung.

 

Ein weiteres schulöffentliches interkulturelles Klassenprojekt zum Thema "Feste gemeinsam feiern" findet am Do., dem 23.09., dem Tag des jüdischen Laubhüttenfestes statt. An diesem Tag wird die Klasse 6D von Fr. Wehle-Knoll gemeinsam mit Frau Petra Kunik an der AES am Vormittag eine Laubhütte errichten. Nachmittags sind Gäste herzlich willkommen; die Klasse 6D stellt dann vor, was sie zum Themenkomplex Erntedankfest im Christentum und Islam sowie Sukkoth/Laubhüttenfest im Judentum erarbeitet hat.

 

 

Jochen Kilb

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit AES

 

Kommende Veranstaltungen

Keine Veranstaltungen gefunden