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Wo die Absurdität des Alltags als Waffe wirkt – Autorenlesung aus dem Roman „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ vor dem Geschichts-LK Q4

 

 

Der Rowohlt-Verlag charakterisiert den Erzählstil des Erfolgsautors Matthias Nawrat in dessen Roman „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“, der sich mit der Geschichte Polens im 20. Jahrhundert befasst, als „leichtfüßig, absurd-komödiantisch“. Und dies zeigte sich auch gleich bei der Vorstellung Nawrats vor den Schülern des Abitur-Leisungskurses der AES Schwalbach.

 

 

Foto: Paul Birke begrüßte Matthias Nawrat im Namen des Leistungskurses

 

Lehrerin Doris Herrmann hatte mit den Schülern den Roman (Nawrat: „ein deutsch-polnisches Geschichtspanorama“) im Unterricht bearbeitet. Der  Einladung des Arbeitskreises „Städtepartnerschaft Schwalbach – Olkusz“ und des Organisators Günter Pabst waren neben den Schülern auch mehrere Schwalbacher Bürger gefolgt, die zunächst gespannt den Ausführungen des Autors (Jahrgang 1979) folgten. Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die finanzielle Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung.

 

„Meine persönlichen Erinnerungen an das Polen, das ich mit meiner Familie kurz vor dem Mauerfall mit 10 Jahren verließ, sind die von grauen Plattenbauten, einer gescheiterten Planwirtschaft mit Delikatessenläden ohne Delikatessen und fehlender Meinungs- und Reisefreiheit“, so der Autor. Zusammengenommen habe dies bei vielen ein Gefühl der „Absurdität des Daseins und des Alltags“ bewirkt. Diese Absurdität sei aber von vielen Polen humoristisch als Strategie und Waffe gegen das herrschende Regime eingesetzt worden.

Die Eigenart, auch schwierige und traurige Lebenserfahrungen durch Humor ins Positive und ins lebensbejahende Moment umzukehren, sei für ihn typisch polnisch, weshalb er sich entschlossen habe, den Roman in einer kindlichen Erzählperspektive zu verfassen, die seinem Blick auf das Polen des Jahres 1989 entsprochen habe und die es ihm ermöglicht habe, gerade besonders traurige Passagen humorvoll-ertragbar erscheinen zu lassen.

Nawrat machte dies deutlich am Beispiel Großvater Jureks, der wochenlang im Gefängnis in qualvoller einsamer Enge eingesessen habe und Folter erleiden musste, der aber in der erzählenden Retrospektive gegenüber seinem Enkel  stets von seinem „kleinen Gästezimmer“ sprach.

 

„Unsere interfamiliäre Kommunikation“, sagt Nawrat, „basiert in weiten Teilen auf Witzen.“ Diese stets positive Lebenseinstellung sei ihm allenthalben begegnet;  trotz – oder gerade wegen – der schlimmen Erfahrungen zweier totalitärer Systeme.

Der Impuls zum Schreiben dieses dritten Romans, des ersten mit autobiographischen Zügen (die beiden anderen spielen im Schwarzwald), war ihm gekommen, als er realisierte, dass Geschichte nicht abstrakt „passiere“, sondern von real existenten Menschen, die diese erlebten,  gestaltet werde.  „Wenn diese Menschen alle sterben, ist Geschichte nur noch Erzählung oder verschwindet ganz“, so Nawrat, und deshalb habe er über die polnische Historie schreiben wollen, solange er noch Augen- und Ohrenzeugen kenne und sich mit ihnen austauschen könne.

Herausgekommen sei dann eine Art „Schelmenroman“, ein Familienpanorama über drei Generationen, das ansetze bei der Beerdigung des Großvaters Anfang der 90er Jahre: Die Enkel kommen zur Beerdigung aus dem Westen, ihrer neuen Heimat, für eine Woche nach Opole, und es beginnt eine Collage rund um die Motive Auswanderung, Heimatverlust und Rückkehr, wobei  Erlebtes und Erzähltes vom Großvater die Basis der historischen Rückschau bilden.

 

 

Foto: Die Zuhörer lauschten den Ausführungen des Autors.

 

Zwischen den Lesepassagen bleibt viel Zeit für die Einwürfe und Anmerkungen der Zuhörer, die vielfach selbst biographische Verbindungen zu Polen haben.

 

Auch das ein oder andere politische Statement gegenüber der Schülergeneration lässt der äußerst eloquent auftretende Matthias Nawrat verlautbaren: „In einem Europa, das derzeit auf dem Prüfstand steht, ist es immens wichtig, sich mit der Geschichte der einzelnen Nationen auseinanderzusetzen und diese zu kennen, um die ganze Breite europäischen Bewusstseins zu erkennen“, lautete eines davon.

Ein weiteres bezieht  sich auf die die Asyl- und Flüchtlingssituation in Deutschland: „Die Debatte um die Integration von Nichtdeutschen läuft mir hierzulande zu sehr auf die Frage der <Anpassung> hinaus und zu wenig auf den Aspekt der kulturellen Vielfalt und des Nutzens der neu hinzukommenden Menschen für die bestehende Gesellschaft.“

 

Das Urteil des Leistungskurses fällt durchweg positiv aus: „Das war mal eine ganz andere Art, sich mit der Geschichte zu beschäftigen: zum einen in Romanform, zum anderen aus einer nicht-deutschen Perspektive“ lautet die prägnante Zusammenfassung eines Abiturienten.

 

Jochen Kilb, Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften

 

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