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„Im Teheran im Jahre unserer Flucht studierten  mehr Frauen als Männer – und das ist bis heute so“. Diese und ähnlich erstaunliche Aussagen über das Heimatland der 1996 mit ihrer Mutter und einem weiteren Bruder geflüchteten Brüder Masoud und Mojtaba Sadinam erweckten das Interesse der 160 Schüler der Q1-Phase der AES.

Gemeinsam mit ihren Lehrern der Politik- und Wirtschaft- und Wirtschaftswissenschaft-Kurse lauschten sie gebannt den Ausführungen der Brüder, die pointiert und spritzig aus ihrem Buch „Unerwünscht“ lasen und dabei mit den Jugendlichen ins Gespräch kamen.

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Jugendbildungsreferenten der Stadt Schwalbach, Herrn Achim Lürtzner, sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung, für die Referent Simon Schüler angereist war und die Schüler/innen in seinen einleitenden Begrüßungsworten in die Thematik einführte.

 

 

von links: Masoud und Mojtaba Sadinam, Simon Schüler (Friedrich-Ebert-Stiftung)

 

Wie denn das Leben 1996 im Iran gewesen sei, wollte ein Schüler zu Beginn der Lesung wissen. Der Iran, so Mojtaba Sadinam, habe schon immer einen hohen Bildungsgrad im Bevölkerungsschnitt gehabt, aber die Unzufriedenheit mit der politischen Führungsschicht sei Mitte der 90er-Jahre immens hoch gewesen, weswegen die Familie letztlich habe fliehen müssen. Die Mutter hatte sich seit dem Sturz des Schahs 1979 politisch engagiert, der Vater war links-gewerkschaftlich engagiert, und so sei es schließlich zur unausweichlichen Konfrontation mit den Mullahs, den Machthabern im Iran gekommen.

Die drei Jungen, neben Mojtaba und Masoud noch Milad, waren damals zwischen 10 und 12 Jahren alt und sahen sich nach ihrer Flucht, die mittels eines Schleusers und per Flugzeug zustande kam und die Familie 15000 $ kostete, plötzlich in eine völlig neue und andere Welt im Münsterland und später in Lengerich im Emsland versetzt.

Heiterkeit im Saal erweckte der rezitierte Abschnitt, in dem Mojtaba Sadinam vom Einkauf bei Edeka in der ersten Woche berichtete. Die ganze Familie habe sich gewundert, warum denn kein Verkäufer komme, um ihnen die aus der Heimat bekannten Sharon-Früchte auch zu berechnen. Nach längerem Warten und Beobachten sei ihnen klar geworden, dass man sich mit der ausgesuchten Ware direkt zur Kasse zu begeben habe, um dort zu zahlen – einer von mehreren „Kulturschocks“, dem sich die Jungen ausgesetzt sahen.

 

 

Masoud und Mojtaba Sadinam berichteten äußerst unterhaltsam und bisweilen gestenreich

 

Im Zentrum der Schüler-Nachfragen stand erwartungsgemäß auch das Asylverfahren der Familie. Es wurde deutlich, dass die gelungene Integration der gesamten Familie (alle drei Brüder machten auf Umwegen ihr Abitur mit Auszeichnung und beendeten ihr Studium erfolgreich) letztlich nur mehreren Zufällen und glücklichen Gesetzesänderungen in der Asylgesetzgebung zu verdanken sind. Der Asylantrag selbst und das Widerspruchs-Verfahren waren zuvor abgelehnt worden. Die Ausweisung der Familie war angeordnet, der Termin stand bereits fest, doch gleich zwei zufällige Begebenheiten sorgten dafür, dass die Familie doch temporär bleiben durfte – und schließlich die Aufenthaltserlaubnis erhielt. Und nach 15 Jahren erhielten die Brüder dann sogar die deutsche Staatsbürgerschaft.

Was für eine erfolgreiche Integration das Wichtigste sei? Das wollte eine Schülerin nach der Lesung wissen. „Das Aufeinander-Zugehen beider Seiten“ antwortete Masoud Sadinam. Damit meinte er, dass der Staat die Einzelschicksale sehen und bei der Rechtssprechung beachten müsse und die Flüchtlinge Deutsch lernen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben müssten. Den Kindern und der Mutter, die eine Ausbildung als Krankenschwester machte, gelang dies. Dem Vater, der zwei Jahre später aus dem Iran nach Deutschland kam, gelang es nicht in gleichem Maße, was zur Folge hatte, dass er sich seiner eigenen Familie zunehmend entfremdete – und das lag nicht nur daran, dass der gelernte Fräser nach seiner Flucht im Jahre 1998 in einem Flüchtlingslager östlich von Leipzig, fernab dem Rest der Familie, landete.

Den Brüdern war es wichtig, in der Veranstaltung auch darauf hinzuweisen, dass sie ihre Integration nicht geschafft hätten ohne die Unterstützung bestimmter Menschen, die an entscheidenden Stellen ihres Lebens Unterstützung leisteten. Namentlich nannten sie die Kirchengemeinde, die  nicht nur finanzielle, sondern auch zwischenmenschliche Unterstützung leistete, und den damaligen Direktor ihrer Schule und ihre Mitschüler, die eine Unterschriftenaktion initiierten und sogar einen Brief ans Kultusministerium verfassten.

Die Spannung, die die Brüder bei ihrem Publikum während ihrer Lesung bewirkt hatten, habe man, so Fachbereichsleiter Jochen Kilb in seinem Schlusswort, an der 90minütigen gebannten Stille im Raum spüren können.

Weitere Informationen zu den Brüdern und zu ihrem Buch „Unerwünscht“ (zu erwerben für 16,99€ beim Piper-Verlag, 256 Seiten, ISBN: 978-3-8270-1079-7 oder als Taschenbuch für 10€)  kann man auf der eigenen Homepage der Sadinams erhalten: www.sadinam.de .

 

Jochen Kilb

 

Fotos: AES

 

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