Einstein-Schüler arbeiten in der Hölle - Weinlese in Hochheim

Ein wenig Blut floss auch bei der Weinlese in den Wingerten. Trotzdem hatten die Schüler von der Albert-Einstein-Schule ziemlich viel Spaß.

Madeleine Vincon hatte an ihrer Hand ein großes Pflaster. «Das ist nicht so schlimm», erklärte die Schülerin der neunten Gymnasialklasse. «Nur ein kleiner Kratzer.» Sie war jedoch nicht die einzige, die gestern Verbandszeug brauchte. Einige ihrer Mitschüler hatte es ebenso erwischt. Die Jungen und Mädchen schnitten sich mit Scheren in die Finger oder stachen sich an Weinreben. Selbst Lehrerin Barbara Unger musste sich einen Verband um die Hand wickeln. Glücklicherweise hatte Winzer Wilhelm Hück vorgesorgt und Pflaster mitgebracht. Schüler der Schwalbacher Albert-Einstein-Schule half dem Wickerer Winzer bei der Weinlese. Schüler des Wahlpflichtunterichts Biologie und Mitglieder der Arbeitgemeinschaft (AG) Schulgarten wollten ihr Wissen durch Praxis erweitern.

«Wir haben das Thema Weinbau in Biologie durchgenommen», sagte Lehrerin Astrid Doss. Die Meinungen über die Umsetzung der Weinlese gingen bei ihren Schülern aber auseinander. «Es ist etwas langweilig, immer das Gleiche zu tun», erklärte ein Schüler, während er die dunklen Trauben in einen Eimer warf. «Besser als Schule ist es aber auf jeden Fall», meinte ein Klassenkamerad. Eine 14 Jahre alte Schülerin klagte wegen des Bückens über Rückenschmerzen.

Während der Arbeit gab es einen Trost: «Die Trauben schmecken extrem gut», so das Mädchen, das von den Reben naschte. Ihre Schulkameradin Sharon Schuler hatte sich die Arbeit schwieriger vorgestellt. «Ich dachte, wir müssen jede Traube einzeln pflücken.»

Die 22 Schüler sammelten in der Weinlage Hochheimer Hölle Trauben für den Spätburgunder. Die Jungen und Mädchen bearbeiteten eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern. Wilhelm Hück hatte einen Teil des Weinberges vorher mit der Maschine abgeerntet. Der Fachmann erklärte, dass bei der Weinlese viele Vorbereitungen anfielen. Die Weinreben müssten entlaubt werden, weil sich sonst Feuchtigkeit ansammelten und die Trauben verfaulen. Die Weinlese dauere von Ende September bis Mitte Oktober, erklärte Hück, der mit dem Jahrgang sehr zufrieden ist. Der Winzer schätzte das Mostgewicht auf 100 Grad Oechsle. Nach der Weinlese zeigte er den Schülern auf seinem Weingut eine Weinpresse und erklärte die weiteren Arbeitsschritte der Weinproduktion. «Eigentlich wollten wir schon letztes Jahr kommen, doch damals hat es zu stark geregnet», erklärte Rolf Gosses, Koordinator im Bereich Nachmittagsschule an der Schwalbacher Albert-Einstein-Schule. Vielleicht hat die Albert-Einstein-Schule bald eigene Trauben: Wilhelm Hück bot an, Weinreben im Schulgarten zu pflanzen