„Dialogarbeit ist Friedensarbeit“ - „Trialog der Religionen“ der AES-Schwalbach im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ der Stadt Schwalbach

 

 

 

Alle drei als Vertreterinnen der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam auf dem Podium befindlichen Frauen waren sich einig: „Wir können einen Dialog nur führen, wenn wir selbst einen Standpunkt haben“, so formulierte es Pfarrein Ilona Klemens, Beauftragte der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau für den Interreligiösen Dialog.

 

Und so war es allen dreien auch wichtig, dass die Schüler/innen der Eingangsphase der Albert-Einstein-Schule, die dem Gespräch als Zuhörer und vor allem als Fragende beiwohnten, ihren Standpunkt für sich definieren und im Dialog mit Vertreter/innen der anderen Religionen äußern sowie den jeweils anderen Standpunkt hören und verstehen können. Dies hatten sie im Ethik- und Religionsunterricht der letzten Wochen zwar in der Theorie getan, nun bot sich die Möglichkeit, ganz praktische Fragen zu stellen und eine authentische Antwort zu erhalten.

 

Petra Kunik, Mitglied der jüdischen Gemeinde Frankfurt, formulierte folgendermaßen: „Nur wenn wir die Riten und Traditionen des jeweils anderen kennen lernen, können wir sie verstehen und respektieren.“

 

Fragen zu den Riten und Traditionen der Religionen hatten die Schüler/innen dann auch genügend. So wollten sie von den Religionsvertreterinnen z. B. wissen, warum Männer und Frauen in Synagoge und Moschee getrennt voneinander sitzen, wie der Umgang der Religionen mit „anders Lebenden“ sei, welche Speisevorschriften es gebe und was deren Hintergrund sei oder ob sich Juden und Moslems in Deutschland eigentlich de facto als gleichberechtigt sehen.

 

Aber auch persönliche Fragen waren nicht tabu. Die Schülerin Nicola Grebe wollte z. B. erfahren, warum Naime Cakir, türkischstämmige Muslima, die seit mehr als zwei Jahrzehnten in den „Abrahamischen Teams“ den religiösen Trialog aktiv vorantreibt, selbst kein Kopftuch trage. Oder ein anderer Schüler stellte die Frage, warum Frau Klemens die religiöse Erziehung so wichtig sei, es sei doch im Grunde besser, die Kinder später selbst entscheiden zu lassen, welche Religion sie wählten. Die Antwort fiel klar aus: „Wie soll man sich für etwas entscheiden, das man selbst gar nicht kennen gelernt hat?“ Und zum Kennenlernen seien eben die ersten Lebensjahre die wichtigsten. Und dann betonte sie die Grundintention der Abrahamischen Teams: „Wir wollen als vorleben, wie man trotz aller inhaltlicher Differenzen gut miteinander auskommen kann.“

Und Naime Cakir ergänzte: „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in einer demokratisch verfassten Gesellschaft leben, in der jeder Bürger Meinungs- und Religionsfreiheit genießt. Dafür müssen wir alle uns immer wieder einsetzen.“

Auf Anregung des letzten Jahrgangs hatten diesmal die Schüler sogar die Moderation der Veranstaltung selbst übernommen. Vivienne Vincon und Julian Klix leiteten das Gespräch über insgesamt fast drei Stunden sehr souverän, so dass sie sich, wie auch die drei Diskutierenden, am Ende den großen Applaus der anderen Schüler/innen sehr verdient hatten.

 

 

 

Foto: Die Diskutierenden auf dem Podium: Petra Kunik, Ilona Klemens, Naime Cakir und die beiden Moderatoren Julian Klix und Vivienne Vincon

 

 

Als während der Veranstaltung ein Schüler wissen wollte, ob der religiöse Dialog eigentlich etwas Positives gebracht habe, antwortete Petra Kunik in der ihr eigenen Art sinnngemäß: „Woran sollte man einen solchen Erfolg eigentlich messen? Sie tragen die Früchte dieses Dialogs letztlich mit in die Welt. Und vielleicht erwächst ja aus dem Kreise der heute hier Anwesenden einmal ein großer Menschenrechtler.“

 

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass die Finanzierung des Abrahamischen Religionsgesprächs auf der großzügigen Unterstützung des Interkulturellen Rates in Darmstadt  mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern basierte sowie natürlich auf der kostenlosen Zurverfügungstellung der Räumlichkeiten durch die Stadt Schwalbach.

 

Jochen Kilb, Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften

 

 

Kommende Veranstaltungen

Keine Veranstaltungen gefunden