Veranstaltung zum „Tag des Flüchtlings“:

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Gespräch mit AES-Schülern

 

 

 

„Ich bin glücklich, zur Schule gehen zu dürfen“

 

 

Das Schlusswort sprach eine Schülerin aus: „Ich finde es toll, dass Ihr als minderjährige unbegleitete Flüchtlinge uns von Euren Schicksalen erzählt und dass klar geworden ist, dass Ihr Jugendliche mit ganz ähnlichen Hobbys und Interessen seid wie wir.“

 

In guter Tradition fand 2014 im Rahmen der „Interkulturellen Wochen“ bereits zum vierten Mal die Veranstaltung „Anna trifft Einstein“ statt, bei der minderjährige Asylsuchende aus der Einrichtung „Villa Anna“ in Eppstein vor 150 Schülern der 9. Klasse der Albert-Einstein-Schule berichten, auf welch unterschiedlichen Wegen sie nach Deutschland gelangten und wie sich konkret ihr Alltag darstellt.

 

Veranstalter war auch in diesem Jahr die Stadt Schwalbach in Person von deren Jugend- und Bildungsreferenten Achim Lürtzener, die Albert-Einstein-Schule, die „Jugendberatung und Jugendhilfe e.V. Villa Anna“ sowie das Amt für Jugend, Schulen und Kultur des MTK.

 

Schon der einführende Film, die NDR-Dokumentation „Kriegskinder auf Heimatsuche“ machte auf bedrückende Weise auf die Einzelschicksale von flüchtigen Jugendlichen aufmerksam.

 

Sebastian Leierseder vom Frankfurter "Bildungskollektiv Bleiberecht" konfrontierte die Schülerinnen im Anschluss mit vielen konkreten Fakten und sehr interessanten Aspekten der Thematik „Flucht und Asyl“, indem er seine Erfahrungen in der Arbeit mit Flüchtlingen den Schülern sehr plastisch vor Augen führte. So wusste er z. B. zu berichten, dass nur 1,7% aller 16 Mio. Flüchtlinge weltweit von Deutschland aufgenommen werden.

 

Die abschließende Podiumsdiskussion mit vier minderjährigen Asylbewerbern aus der „Villa Anna“, einer Einrichtung der stationären Jugendhilfe im MTK, sowie Betreuern aus der Einrichtung war sicherlich der Höhepunkt des Projekttages.

Sebastian Leierseder moderierte die Diskussion, und die Zielrichtung der Fragestellungen der Neuntklässler war dabei ganz verschieden: Okbamichael aus Eritrea „outete“ sich gleich zu Beginn als großer Fußballfan, und so wollten v. a. die Jungs wissen, in welcher Mannschaft er spiele und was sein Lieblingsverein sei. Aber auch die konkrete Idee einer Teilnahme an einem Schul-Fußballturnier wurde angesprochen.

 

 

 

 

 

Foto: Auf dem Podium saßen (v.l.n.r.): Fr. Berneiser, Zeinap, Sajjad, Hr. Schaaf, Qais, Sebastian Leierseder, Okbamichael, Hr. Ghebrecristos

 

 

Die Fragen der Mädchen richteten sich vielfach an Zeinap, die aus dem Iran über die Türkei und Griechenland nach Deutschland geflüchtet war und nun als 17jährige allein in Offenbach lebt, wohingegen ihre Schwester und Mutter noch in Griechenland zurück bleiben mussten: „Wie ist es, ohne die Familie hier in Deutschland zu leben?“, wollte etwa eine Schülerin wissen.

 

Quais aus Afghanistan war schon im zweiten Jahr auf dem Podium und berichtete stolz, dass er demnächst wohl seinen Realschulabschluss auf der Brühlwiesenschule machen werde. In dieser Beziehung waren sich die Jugendlichen auf dem Podium einig: Sie zeigten sich alle sehr glücklich, zur Schule gehen zu dürfen, dort ihr Deutsch weiter verbessern zu können und einen Schulabschluss machen zu können – eine Aussage, die ein leises Raunen durch die anwesende Schülerschaft gehen ließ.

Herr Schaaf und Frau Berneiser von der Villa Anna ergänzten die Ausführungen der vier immer wieder durch ihre Erfahrungen mit weiteren Jugendlichen aus ihrem Haus und hatten dabei auch sehr Positives zu berichten: „Nach unserer Kenntnis hat bislang keiner unserer Jugendlichen einen Übergriff gegen ihn mit rassistischem Hintergrund erlebt.“

 

Am Ende des Projekttages gingen die AES-Schüler mit vielen Eindrücken und sicherlich auch manch neu gewonnener Einsicht in ihre Familien nach Hause. Eine Schülerin war dabei von einer Aussage Sajjads aus Afghanistan besonders beeindruckt: „Ich spreche sechs verschiedene Sprachen, nicht mitgerechnet die vielen afghanischen Stammessprachen.“

 

 

 

Das Thema des Projekttages war benannt nach einem Film, den AES-Schüler in den Osterferien zusammen mit Villa-Anna-Bewohnern gedreht hatten.

 

 

Jochen Kilb

Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften

 

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