Man konnte die berühmte Stecknadel fallen hören, als Schauspieler Sabur (Künstlername „Elijah“) im Anschluss an das Theaterstück um die Flucht eines Kindes aus Afghanistan den 220 Schülern der 9. Klassen der AES und der FES Rede und Antwort stand.

Zuvor hatten er und die Schauspielerin Franziska Aeschlimann, die auf der Bühne die Erzählerin gab, in einem 45-minütigen Zweipersonenstück den Schülern die Dramatik und Tragik einer Flucht vor Augen geführt.

 

 

Das traurige Ende des Stücks

 

In der Fragerunde, die durch Antonio Umberto Ricco und damit den Autoren des Theaterstücks, moderiert wurde, gesellte sich noch Doris Gießen zu den beiden Schauspielern, die in Frankfurt bei der AWO-Kinder- und Jugendhilfe arbeitet und sich seit Jahren um jugendliche Flüchtlinge in Frankfurt kümmert. Gefragt zur Flüchtlingspolitik der Europäischen Union antwortete sie: „Die Flucht der Menschen müsste in Europa zu Ende sein, oft beginnt sie aber hier erst. Es ist unerträglich, was Europa mit diesen Flüchtlingskindern macht.“

Verständlicherweise richteten sich die meisten Fragen der Neuntklässler direkt an den 24-jährigen Hauptdarsteller des Stücks, da dieser authentisch und mit bildreichen Worten von seiner eigenen Flucht mit seinen drei Schwestern berichten konnte, einer Flucht, die ihn zwischen seinem 10. und 14. Lebensjahr von Afghanistan über die ehemaligen UdSSR-Teilrepubliken und Russland schließlich vor 10 Jahren nach Deutschland führte. „Wir schliefen in den Heizungsschächten russischer Wohnblocks, und oft kam es vor, dass einer der ursprünglich 32 Geflüchteten morgens nicht mehr aufwachte, weil er erfroren war.“ Dies sei auch ein Grund gewesen, warum er nun Theater spiele: „Diese namenlos Gestorbenen und unbegraben Gebliebenen sollten nicht ganz umsonst gestorben sein.“

 

 

Die Schauspieler ernteten langen Applaus

 

 Trotz solch trauriger Details gab es auch immer wieder Grund zum Schmunzeln für die Jugendlichen, etwa wenn Sabur von seinem unbeholfenen Rosendiebstahl am Kreml erzählte, in der Absicht, diese weiter zu verkaufen oder wenn er berichtete, sie hätten nicht verhungern müssen: „Die Babuschkas gaben uns immer Brote“. Deutschland sei ihr bevorzugtes Ziel gewesen, da es in den Augen vieler Afghanen als eine Art „Garten Eden“ gilt. Eine Einschätzung, die für Sabur relativ schnell der Realität wich, der er im Flüchtlingslager Leipzig ausgesetzt war, wo er und seine Mitflüchtlinge sich den Anfeindungen benachbarter Neonazis konfrontiert sahen.

Was Sabur den jugendlichen Zuhörern mit auf den Weg geben wollte, machte er in seinem abschließenden Statement klar: „Wir Menschen hier wissen gar nicht, wie gut es uns geht. Wir sollten bestimmte Werte wie Meinungsfreiheit oder auch die Chancen zu einer guten Schulbildung viel höher schätzen.“

 

 

Die Gesprächsrunde: F. Aeschlimann, A. Umberto Ricco, Sabur, D. Gießen

 

Zum Abschluss des Vormittags dankte Achim Lürtzener vom Jugendbildungswerk Schwalbach allen Beteiligten für ihr Kommen. Die Stadt Schwalbach unterstützte diese Veranstaltung im Rahmen ihrer „Interkulturellen Wochen“ maßgeblich.

 

Jochen Kilb

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit AES

 

 

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