30-jähriges Jubiläum der Partnerschaft mit Rueil-Malmaison
Die Schulen im Vergleich
Wer zu spät kommt, muss klingeln
Von
Angelika Wesemann (Printausgabe Höchster Kreisblatt, 26.09.2005)
Bad Soden. Großes Gedränge und deutsch-französisches
Stimmengewirr am Freitagabend im Bürgerhaus in Neuenhain: Die Stadt Bad
Soden feiert 30 Jahre Partnerschaft mit Rueil-Malmaison mit einer Reihe von
Veranstaltungen. Hans-Herbert Meybohm dazu: «Im vergangenen Dezember
haben wir den Verein «Internationaler Kultur-und Sportaustausch Bad
Soden» (ikus) gegründet. Unser Ziel ist es, die Beziehungen zu
unseren Partnerstädten zu intensivieren. Eine ganz große Bedeutung
hat dabei die Jugendarbeit. Daher wollen wir mit der heutigen Veranstaltung
über die Partnerschaft zwischen der Schwalbacher Albert-Einstein-Schule
und dem Lycee Richelieu in Rueil-Malmaison berichten.» Und so haben
sich denn auch besonders viele Schüler zu der Veranstaltung, die den
hoffnungsvollen Titel «Schule der Zukunft – Bilinguale Bildungsangebote
am Beispiel des Lycee Richelieu und der Albert-Einstein-Schule» trägt,
eingefunden.
Jan
Hobst und Christopher Noone waren schon als Gastschüler in der französischen
Partnerstadt. Was ist denn anders als in Deutschland? «Also, die Sicherheitsvorkehrungen
sind viel strenger. Wenn man zu spät kommt, steht man vor verschlossenen
Türen und muss klingeln», erinnert sich Jan. «Ja, und im
Unterricht geht es strenger zu, es wird viel Stillarbeit gemacht», berichtet
Christopher. Beide haben seit der fünften Klasse Französisch als
erste Fremdsprache gelernt und besuchen jetzt in der zehnten Klasse den bilingualen
Unterricht. «Das ist einmal in der Woche eine Stunde, die komplett in
Französisch gehalten wird.»
Musikalisch eingestimmt wird der Abend mit einem gekonnten Trompetenauftritt
junger Musikanten vom Konservatorium in Rueil-Malmaison und das Mandolinenorchester
«Die MONster» gaben mit «C' est si bon» ein französisches
Flair. Bürgermeister Norbert Altenkamp und sein französischer Kollege
Denis Gabriel zeigten sich in ihren Grußworten hochzufrieden mit der
langjährigen Partnerschaft ihrer Städte.
Gilles Fabre, französischer Generalkonsul, äußerte sich nicht
ganz so positiv. Er beklagt die unzureichende Lehre des Deutschen in Frankreich
und des Französischen in Deutschland. «Gerade ein Europa der Regionen
lebt von menschlichen Beziehungen auf lokaler Ebene, dabei sind Sprachkenntnisse
unerlässlich.» So begrüßt er es besonders, dass an der
Albert-Einstein-Schule und am Lycee Richelieu so vielversprechende Anstrengungen
in Richtung einer bilingualen Schule gemacht werden.
Anke Horn, stellvertretende Schulleiterin in Schwalbach, stellte heraus, dass
Fremdsprachenkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt einen Qualitätsvorsprung
bedeuten und berichtete über den langjährigen Schüleraustausch
und das seit dem Jahr 2000 erstmals durchgeführte Berufspraktikum. Ehrgeiziges
Projekt beider Schulen ist das «Abibac», eine Verzahnung von deutschem
Abitur und französischem Baccalaureat, das ein problemloses Studium in
beiden Ländern ermöglichen soll.
Aufgelockert wurde der Informationsabend immer wieder durch musikalische Darbietungen
und kleine Spiele, ja sogar eine sehr, sehr kurze Kurzfassung des urdeutschen
«Faust» in französischer Sprache kam zur Aufführung.
Höhepunkt des Abend war die Verleihung des Ehrenbriefes des Landes Hessen
an Huguette Sylvestre und Claudie Rouzeval durch Bürgermeister Altenkamp.
Claudie Rozeval hat auf französischer Seite die Partnerschaft mitinitiiert,
und Huguette Sylvestre hat sich um die Schulpartnerschaften und den Jugendaustausch
verdient gemacht.
„Wie der Faust aufs Gretchen“ ...
... passte die Theateraufführung „Goethe en 5 minutes“ als Abschluss in das Programm anlässlich der Feier zur 30-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Rueil-Malmaison und Bad Soden am 23. September 2005 im Neuenhainer Bürgerhaus.
Die Arbeiten zum Stück begannen schon vergangenen Herbst als Bewerbungsprojekt für das „Festival des Lycéens“ in der hessischen Partnerregion Aquitaine. Nach gelungener Bewerbung folgte wochenlange, jedoch kreative und abwechslungsreiche Arbeit an der Aufführung. Es wurden mithilfe von Frau Maak und Herrn Müller-Droste die populärsten Szenen aus Goethes Faust ausgesucht und gemeinsam mit den Schülern Lisa Herr, Katharina Kauselmann (beide Französisch LK), Julia Huschke, Felix Mücke und Andreas Ulrich (Französisch GK) zu einer französischen, allerdings leichter verständlichen Version zusammengetragen.
Nach zahlreichen Reden der Verantwortlichen für die Städtepartnerschaft war die Aufführung ein gelungener Programmpunkt. Das Spiel, das ohne aufwändige Requisiten und Kostüme auskam, stellte das Schauspielern in den Vordergrund und wurde vom deutsch-französischen Publikum mit herzlichem Applaus belohnt.
Katharina Kauselmann