Kollage und Erzählcafé zum Thema Nachkriegszeit
Pressemitteilung der Stadt Schwalbach
Auf sehr unterschiedliche Art und Weise haben sich Schülerinnen und Schüler der Albert-Einstein-Schule mit der Nachkriegszeit beschäftigt:
Im Rahmen der fächerübergreifenden Projektarbeitswoche entstand eine Kollage zu dieser Zeit, die die Entwurzelung der Menschen, die Zerrissenheit ihrer Familien, den allgegenwärtigen Hunger aber auch die Nürnberger Prozesse thematisiert. Im Vorfeld zu dieser künstlerischen Produktion haben die Schülerinnen auch im Archiv der Stadt Schwalbach recherchiert, so sind Fotodokumente der Zerstörung und des Wiederaufbaus Schwalbachs ebenfalls Bestandteil der Kollage.
Die Produktion der Schülerinnen Estia Zafirakis, Clea Schweitzer und Sophie Ballmaier wird am 27. April 2005, 11.30 Uhr in der Stadtbücherei präsentiert und erläutert. Sie ist dann noch bis zum 11. Mai dort zu sehen.
Am Abend des 28. April, 20.00 Uhr , berichten zwei Zeitzeuginnen im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule von ihrem Leben im und nach dem Krieg. Sie hatten sich auf eine Anzeige in den lokalen Zeitschriften gemeldet und aussagekräftige Bilder aus ihrer Kindheit beigelegt, über die viel zu erzählen ist. Interessierte sind herzlich zu diesem Erzählcafé eingeladen, das Geschichte anhand zweier Einzelschicksale lebendig werden lässt.
Es findet ebenfalls in der Stadtbücherei am Marktplatz statt.
Beide Veranstaltungen führen die Reihe „Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus“ fort. Der vorbereitende Arbeitskreis, zu dem auch die Schwalbacher Schulen gehören, legt besonderen Wert auf Projekte, die von den Jugendlichen selbst getragen bzw. erarbeitet werden, wie es in diesem Fall idealerweise geschehen ist.
Printausgabe Hoechster Kreisblatt vom 29.04.2005
Eine Collage als Abbild der Nachkriegszeit
Von Anne
Zegelman
Schwalbach. Im Zentrum der Kollage steht das Gesicht eines Mannes. Es ist in blau und schwarz gehalten, und statt mit einem hübschen Porträt haben die Abiturientinnen das Gesicht verzerrt dargestellt. „Das ist die kubistische Malweise“, erklärt Clea Schweitzer. Sie hat die Collage über die Nachkriegszeit gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen von der Albert-Einstein-Schule, Sophie Ballmaier und Estia Zafirakis, erstellt. Das verzerrte Abbild stellt den Mittelpunkt der Darstellung dar. Um das Gesicht herum haben die 19 und 20 Jahre alten Schülerinnen zerbrochene Glasscherben aufgeklebt. Darunter klafft ein großes schwarzes Loch. „Das ist das Loch, in das die Menschen nach Kriegsende gefallen sind“, erklärt Sophie Ballmaier.
Um das Zentrum herum haben die jungen
Frauen Bilder und Zeichnungen aufgeklebt. Das Brandenburger Tor ist ebenso
zu sehen wie der Reisepass eines Flüchtlings oder ein Familienfoto, bei
dem das Gesicht des Mannes geschwärzt wurde. Mit ihrer Collage, die im
Rahmen der Projektwoche im Januar entstand, zeichnen Sophie Ballmaier, Clea
Schweitzer und Estia Zafirakis ein Bild der Nachkriegszeit.
Das gemalte, geklebte und drapierte Kunstwerk mit den Umrissen Deutschlands
1949 stellen sie nun in der Stadtbücherei vor. Außerdem sind weitere
Collagen und Texte von Schülern der siebten Klasse zu sehen, die sich
ebenfalls mit Themen rund um das Kriegsende beschäftigen. Die Zerstörung
von Teilen Hessens, Bilder von Konzentrationslagern und Informationen rund
um den „D-Day“ haben die Schüler sich zum Thema gemacht.
“Die 14 Jungen und Mädchen der Klasse 7a sind im Geschichtsunterricht
vom zeitlichen Ablauf zwar eigentlich erst bei den Römern angelangt“,
sagt Lehrer Volker Kocanda. „Trotzdem haben sie sich mit dem Thema beschäftigt,
um so etwas zu den Feierlichkeiten zu 60 Jahren Kriegsende beizutragen.“
Die Abiturientinnen zeigen die einzelnen Teile ihrer Collage groß auf
dem Videobeamer und erklären detailliert den Sinn ihrer Arbeit. An kreativen
Ideen mangelt es Clea Schweitzer, Sophie Ballmaier und Estia Zafirakis wirklich
nicht. So haben sie zum Beispiel ein Nachbild des bekannten Gemäldes
«Wanderer über dem Nebelmeer» von Caspar David Friedrich
erstellt. Der gleiche Wanderer blickt nun über das Trümmermeer Hamburgs
nach dem Krieg.
Die Zerrissenheit Deutschlands nach der Teilung wird gut dargestellt, indem
die Fahnen der Besatzer über den Köpfen zweier identischer Menschen
schweben, die nur durch die Mauer getrennt sind.
Interessant sind die Bilder der alten Schwalbacher Grundschule, die die Abiturientinnen
von Stadtarchivar Dieter Farnung erhielten. Eine Fotografie zeigt das Gebäude
unmittelbar nach dem Krieg, mit Trümmern und Schutt. Ein anderes zeigt
die Schule nach dem Wiederaufbau. Die Schülerinnen haben beide Bilder
übereinander gehängt, zum direkten Vergleichen.
“Das Kriegsende und auch der Krieg sind ja Themen, die allgemein bekannt sind“,
sagt Estia Zafirakis. „Doch wenn man sich intensiver damit beschäftigt,
bekommen die Ereignisse eine ganz andere Wirkung. Vor allem das malerische
Arbeiten bringt das Ganze auf eine emotional persönliche Ebene.“
Die Collage von Sophie Ballmaier, Clea Schweitzer und Estia Zafirakis sowie
die Bilder von Schülern der 7a sind noch bis zum Mittwoch, 11. Mai, in
der Stadtbücherei zu sehen. Sie hat dienstags von 15 bis 18 Uhr und mittwochs
von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Donnerstags kann man die Bilder von 10 bis
um 13 Uhr sehen; freitags öffnet die Bücherei von 10 bis 13 Uhr
und von 15 bis 18 Uhr.