Abschiedsfeier für den scheidenden Schulleiter Herr Nebel
Anke Horn soll den scheidenden Leiter der Albert-Einstein-Schule, Edgar Nebel, beerben
Morgen steigt die große Abschiedsfeier
Von
Mathias Geiß
Schwalbach. Noch herrscht hektische Betriebsamkeit in Edgar
Nebels Büro. Drei Türen gibt es hier, an denen es in unregelmäßigen
Abständen klopft. Mal stecken Kollegen ihre Köpfe rein, mal Schüler.
Nichts ist davon zu merken, dass der Leiter der Albert-Einstein-Schule fast
schon auf gepackten Koffern sitzt. Morgen ist seine Abschiedsfeier: Der 61-Jährige
geht, wie berichtet, in den Ruhestand.
Als er seinerzeit den Antrag auf Altersteilzeit gestellt habe, dachte er noch,
dass er, wenn es denn so weit sein würde, nicht mehr so fit sei, sagt
er augenzwinkernd. „Ich fühl' mich aber noch ganz gut“, sagt er jetzt,
und das ist ihm zu gönnen. Denn mit seiner Frau Petra hat er sich jetzt
einiges vorgenommen: die Welt außerhalb der Ferienzeit mal kennen zu
lernen. Denn bislang sei das nur maximal zwei Wochen möglich gewesen,
und selbst dann hätte er oft als Schulleiter noch in Rufbereitschaft
sein müssen. Für die nun geplanten Touren reichen zwei Wochen allerdings
nicht aus: Kanada, USA und Südafrika nennt er, aber auch Sumatra, das
ihn „schon seit Kindesbeinen gereizt hat“. Der gebürtige Aschaffenburger
wechselte 1995 von der Gymnasialen Oberstufe in Hochheim (dort war er Studienleiter)
als Schulleiter an die Albert-Einstein-Schule, wo er Reinhard Kolbe ablöste,
der von Anfang an die Geschicke der Schule gelenkt hatte. Kolbe, der inzwischen
in Norddeutschland lebt, wird auch morgen auf der Verabschiedungsfeier erwartet.
Wer jetzt Nebels Nachfolge antritt, steht zwar offiziell noch nicht fest,
doch es gilt als sicher, dass ihn seine Stellvertreterin Anke Horn beerben
wird. Sie ist nach dem Rückzug eines anderen Bewerbers die einzige Aspirantin
für Nebels Job und für ihren Noch-Chef auch gleichzeitig die Wunsch-Kandidatin.
Nebel
blickt nicht ohne Stolz zurück auf die vergangenen zehn Jahre in Schwalbach.
Seine Schule platzt wegen der Vielzahl der Anmeldungen alljährlich aus
allen Nähten. Neben der Weiterentwicklung der Schwerpunkte im musischen
sowie mathematisch-naturwissenschaftlichen und sprachlichen Bereich war Nebel
auch wichtig, dass die berufliche Orientierung für die Schüler ausgebaut
wurde. Neben den Betriebspraktika in der neunten Klasse gehört nun die
„Firmenluft“ in der Stufe 12 auch zum Pflichtprogramm. „Da ist es noch wertvoller“,
sagt der Schulleiter. Und sei es nur, um zu erkennen, dass der Traumberuf
gar keiner ist.
Eins bleibt Nebel durch seinen Rückzug allerdings erspart: die Verkürzung
der Schulzeit – das so genannte „G 8“. „Da war ich immer dagegen“, sagt der
Hattersheimer. Besonders missfällt ihm allerdings, dass die Schulzeit
in der Unter- und Mittelstufe gekürzt wird und nicht in der gymnasialen
Oberstufe. „Das siebt die Schüler noch stärker aus“, so Nebels Einschätzung.
Denn nun käme der „Stolperstein zweite Fremdsprache“ auf den Stundenplan,
wenn die erste Sprache sich noch nicht gefestigt hätte. Mit einer Streichung
der elften Stufe hingegen wären den Schülern viele Probleme erspart
geblieben.
Das neue Gesetz wird den Schulalltag auch in Schwalbach deutlich verändern.
So wird nach Nebels Einschätzung der Nachmittagsunterricht bereits in
der sechsten Klasse Wirklichkeit; bislang war das frühestens zwei Jahre
später der Fall. Auch der nötige Anbau, um die Cafeteria erweitern
zu können, sei beim Kreis beantragt.
Nebel will aber weiter in der Schule Präsenz zeigen; er sei „auf Abruf“
da. Dass das nicht ganz einfach ist, weiß auch er: „Ich werde mich zurückhalten
müssen, damit ich keine unerbetenen Ratschläge erteile.“ Doch er
wird der Schulpolitik weiter an anderer Stelle erhalten bleiben. Seit 1990
sitzt er für die Sozialdemokraten im Kreistag – und dort will er weiter
mitmischen.